Kronleuchter

Jedem Besucher fällt er auf: der große Kronleuchter vorne in der Kirche. Er ist aus Messing gefertigt und in neugotischem Stil gestaltet. In manchen Kirchen der Umgebung sind ähnliche Leuchter zu finden. Wahrscheinlich wurden sie nicht einfach von Hand gefertigt, sondern aus vorfabrizierten Teilen zusammengesetzt. Das erklärt ihre Verbreitung.
Zwölf Kerzen sind auf dem Leuchter angebracht. Die Kerzenträger wachsen wie Blüten aus ornamentalen Blumenranken hervor. Vom Kerzenkranz laufen sechs Messingketten zur Krone, die den Leuchter nach oben hin abschließt. Darüber folgt die Halterung, die in den Kirchenboden führt. Durch eine einfache, aber wirkungsvolle Mechanik lässt sich der Leuchter mühelos zum Anzünden der Kerzen nach unten ziehen.

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Bei der Kirchenrenovierung Anfang der 70iger Jahre wurde der Kronleuchter aus der Kirche entfernt, wohl um den Blick auf das Altarbild freizugeben und die Wirkung des Kirchenraumes zu unterstreichen. Aber die Gemeinde hing an diesem Stück. So kam es Mitte der 90iger Jahre wieder an seinen alten Platz. Seither brennt der Kronleuchter bei besonders festlichen Gottesdiensten, vor allem an den hohen kirchlichen Feiertagen, bei Taufen und Hochzeiten und natürlich bei der Konfirmation. „Sogar der Kronleuchter hat gebrannt“! sagte neulich ein Besucher nach einem Taufgottesdienst zu mir. Er war vom Glanz der zwölf Kerzen besonders beeindruckt. Die Zahl Zwölf entspricht übrigens alter christlicher Symbolik. Mit der Tatsache der Teilbarkeit von Zwölf durch Drei (= Dreieiniger Gott) und Vier (=Welt) erklärt der Kirchenvater Augustin das häufige Erscheinen der Zwölfzahl in der Bibel, von den zwölf Stämmen Israels bis zu den zwölf Aposteln und den zwölf Toren des himmlischen Jersusalem.
Besonders eindrucksvoll ist es, wenn im Gottesdienst in der Osternacht der Kronleuchter in der dunklen Kirche herabgezogen und entzündet wird als Hinweis auf die Auferstehung Jesu Christi, in der das Dunkel des Todes überwunden ist. Auch im Familiengottesdienst zum 1. Advent werden die Kerzen des Leuchters erst während des Gottesdienstes entzündet und so zum Ausdruck gebracht: Wir dürfen mit Gottes Kommen in diese Welt rechnen und uns auf Weihnachten freuen:

Seht, die gute Zeit ist nah, / Gott kommt auf die Erde, /
kommt und ist für alle da, / kommt, dass Friede werde.

Dr. Walter Zwanzger