Vor fünf Jahren wurden sie restauriert und - zusammen mit neuen Weinkannen und einer neuen Hostiendose - im Herbst 1999 wieder in Gebrauch genommen: die wertvollen Abendmahlskelche unserer Gemeinde. Sie sind eine besondere Kostbarkeit. Beide Kelche bestehen aus reinem Silber, das ursprünglich vergoldet war. Vom Gold war zuletzt nur noch wenig zu sehen. In der Goldschmiedewerkstatt Rudolf Engert in Würzburg wurden die Kelche in einem aufwändigen Verfahren feuervergoldet und damit wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Beide Kelche stammen aus dem 17. Jahrhundert, d. h. der Zeit der ausgehenden Renaissance und des beginnenden Barock. Es war damals selbstverständlich, die Gebrauchsgegenstände für das Hl. Abendmahl aus den kostbarsten Materialien zu fertigen, die es gab: aus Silber und Gold. „Die Kirchengemeinde Kunreuth hat mit diesen Kelchen einen echten Schatz“ äußerte der Goldschmied, als er sie begutachtete. Der Schatz ist umso größer, als die Patenen, d. h. die Hostienteller, die ebenfalls feuervergoldet restauriert wurden, aus derselben Zeit stammen. Sie wurden mit Sicherheit passend zu den Kelchen angefertigt.
Der eine Kelch erhält zusätzlichen Wert durch die Gravur: Auf der Kuppa, d. h. der Kelch-Schale, ist das Egloffstein’sche Wappen mit dem Bären zu sehen, Hinweis auf die Stifterfamilie, die den Kelch der Gemeinde vermacht haben dürfte. Unter dem Wappen ist das Entstehungsjahr eingraviert: 1668. Der Goldschmied hat im Fuß sein Meisterzeichen HH eingeprägt und ein N für Nürnberg: Hinweis auf die Werkstatt des Nürnberger Goldschmieds J. J. Hanias.
Der zweite Kelch stammt offenbar von einem anderen Stifter, wie die leider nur sehr schwer entzifferbare Inschrift auf einer Silberplatte zu erkennen gibt, die in den Fuß eingelassen ist. Gut zu lesen ist aber das genaue Stiftungsdatum: 30. August anno 1677. Auch dieser Kelch stammt aus derselben Nürnberger Werkstatt, wie das Meisterzeichen beweist.
Um eine Vorstellung vom Alter der Kelche zu vermitteln: Als sie entstanden, war Johann Sebastian Bach noch nicht geboren. Das wertvolle Material, aus dem sie gefertigt sind, weist hin auf den kostbaren Inhalt. Von ihm berichten die Worte, mit denen Jesus in der Nacht des Verrates am Beginn seiner Passion das Abendmahl eingesetzt hat. Ihre älteste Fassung ist bei Paulus nachzulesen in seinem 1. Brief an die Korinther Kap. 11, Vers 23-25. Dort sagt Jesus, als er den Jüngern den Kelch reicht: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis“ (V. 25).
Die Abendmahlskelche unserer Gemeinde weisen uns hin auf das Wunder der Gegenwart Jesu Christi im Hl. Abendmahl. „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi?“ fragt der Apostel die Korinther (10,16). Lassen wir uns doch immer wieder einladen, das Hl. Abenmahl miteinander zu feiern, damit dieses Wunder unser Leben verwandelt und erneuert.
Dr. Walter Zwanzger